Sunset Overdrive

Genre: Open-World-Fun-Shooter Publisher: Microsoft Studios
Termin: 31. Oktober 2014 Entwickler: Insomniac Games

Bei Wikipedia steht unter dem Begriff „Spaß“ das Folgende:

Spaß ist eine im Deutschen seit dem 16./17. Jahrhundert belegte Substantivbildung aus dem italienischen spasso „Zerstreuung, Zeitvertreib, Vergnügen“. […] Heute wird mit etwas macht Spaß eine Tätigkeit beschrieben, die gerne gemacht wird, die Freude, wobei diese meist nachhaltiger ist, bereitet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Spaß

Mehr brauche ich eigentlich nicht über Sunset Overdrive schreiben. Deshalb: Vielen Dank fürs Lesen, ich vergebe 120 % von 5 Hundewelpen.

Was sagt ihr? Ein bisschen wenig? Ich beschreibe gar nicht, was mir gefällt? Wäge gutes und schlechtes auf? Zähle Pixel und beobachte stundenlang die Bildwiederholungsrate? Okay, okay, ich werde meine Meinung zu Sunset Overdrive etwas weiter ausrollen.

Die epische GESCHICHTE

Einst arbeitete in der brodelnden Metropole Sunset City ein armer Schlucker als Putzkraft des großen und weltweit bekannten Energy-Drink-Herstellers FizzCo. Eines Abends wird der neue Drink OVERCHARGE mit einer großen Party gefeiert. Dummerweise lässt OVERCHARGE die verdummte Jugend der Stadt in schlabbrige Kreaturen mutieren, die fortan „Overdrive Druffies“ genannt werden. Der arme Schlucker muss das tun, was jeder von uns machen würde: Die Shotgun auspacken und springend und grindend ODs beseitigen.

Die Geschichte die sich dann entspinnt ist eine tolle Parabel von Freundschaft, Zusammenhalt und einer menge Kritik an den heutigen Zuständen. Vom ausgeliefert sein an Großkonzernen und der Abhängigkeit der Medien von diesen. Es gilt die Verschwörung des FizzCo Konzerns aufzuklären, so wie es die Amerikaner lieben: mit möglichst viel Gewalt.

Wirklich Sinn macht die Geschichte von Sunset Overdrive nicht. Viel Sinn macht das komplette Spiel nicht wirklich. Doch das macht absolut gar nichts. Sunset Overdrive ist endlich mal wieder ein Spiel, das sich nicht ernst und erwachsen gibt. Entwickler Insomniac legen auf einzig und alleine ein Merkmal wert: Spaß (toller Bogen zur Einleitung, was?!).

Bewegung ist alles

Wenn ihr das erste Mal bei Tageslicht auf einem Dach steht und über die enorme Stadt Sunset City blickt, werdet ihr geblendet von knalligen Farben. Farben! Farben überall! Alles ist bunt, freundlich und hell. Und das ist ungemein erfrischend. Die Stadt ist wie jeder Charakter im Spiel ein Unikat. Hat Charakter, ist abwechslungsreich und sympathisch. Sunset City wird in den kommenden Stunden eine vertrauerte und gute Freundin. Ihr lernt sie zu lesen und mit ihr zusammen zu arbeiten – denn die Fortbewegung in Sunset Overdrive läuft immer nach dem gleichen Muster ab: bouncen, grinden, schießen.

Also herumhüpfen auf allem. Und wenn ich das schreibe, dann meine ich das auch so. Autos, Planen, Bäume, Briefkästen, Boote, Markisen, Lüftungsschächte, Ventilatoren. Alles kann zum hüpfen genutzt werden.
Grinden ist ein Begriff auf dem Skate-Sport. Das „Schliddern“ auf Geländern. Im Spiel könnt ihr auf Kabeln, Geländern, Leitplanken, auf allem mit einer Kannte grinden. Durch die ganze Stadt ziehen sich Stromkabel, die euch die nötige Höhe über den Gegnermassen verleihen und die schnelle Fortbewegung ermöglichen. Besonders wichtig ist das Verketten von bouncen und grinden. Immer in Bewegung bleiben ist die Devise. Wer stehen bleibt stirbt. In einem Ladebildschirm heißt es „Der Boden ist der gefährlichste Teil in Sunset City“. Wenn ihr nach der ersten Stunde die Steuerung und die Spielmechanik verinnerlicht habt, wird euch die Fortbewegung absolut flüssig von der Hand gehen – und seinen ganzen Spass entfalten.

Wir brauchen Waffen, jede menge Waffen!

Jetzt noch eine der zahlreichen kreativen Waffen auspacken und auf OD-Jagd gehen. Jeder der Waffen hat dabei seine Vor- und Nachteile. Manche sind besonders gegen die sehr großen Gegner hilfreich, manche gegen menschliche oder mechanische Gegner. Die Gegnervielfalt ist sehr groß und ihr trefft auf viel unterschiedliches abgedrehtes Kanonenfutter.

Abgedreht beschreibt das Spiel mindestens so gut wie „purer Spaß“. Nichts nimmt sich ernst, kein Charakter ist langweilig, keine der Überlebendenfraktionen lässt sich mit „normal“ beschreiben. Insomniac greift jede Popkultur-Referenz auf und zieht sie durch den Kakao, nur um sie danach direkt nochmal durch den Kakao zu ziehen. „Was würde Batman in dieser Situation tun? Den Brief in einer übertrieben verstellten Stimme vorlesen!“ *liest Brief in Batman-Stimme vor*. Wenn in einer Stelle durch ein Fernglas geguckt wird kommentiert die Spielfigur „Und wieder einem sinnlosen Erfolg näher“.

Die vierte Wand wird zu jeder Zeit durchbrochen. Alle Figuren „wissen“ quasi immer, dass sie nur in einem Videospiel sind. Und kommentieren schwachsinnige Stellen entsprechend. Sunset Overdrive fühlt sich dadurch immer wie ein Videospiel an. Es gibt Ziele, die müssen erreicht werden und dazu kann der Spieler kreativ die Spielmechanik ausnutzen.

Es ist ein Videospiel, in jedem Belang

Allerdings ist genau das auch der größte Nachteil von Sunset Overdrive. Es ist halt ein Videospiel, nicht mehr. Es hat ein gewisses Regelwerk und nur mit diesem kann der Spieler arbeiten. Sunset Overdrive ist repetitiv. Viele Missionsziele sind lediglich „töte X Gegner“, „halte die Gegner X Minuten von dem Ziel ab“, etc. Es gibt haufenweise Sammelgegenstände, die aber zum Glück auch einen gewissen Sinn erfüllen. Auch ist der Humor und das Durchbrechen der vierten Wand irgendwann auch mal etwas zu viel und wiederholt sich. Gerade, wenn man das Spiel mehrere Stunden am Stück spielt.

Weder positiv noch negativ bewerten möchte ich die vielen freischaltbaren Fähigkeiten, Level und Verbesserungen. Zu Beginn wird man vom unübersichtlichem Menü und der Vielzahl der Möglichkeiten erschlagen. Doch ich habe schnell gemerkt, dass es absolut stimmt, was das Spiel zu Beginn sagt. „Nutze die Waffen, die du magst und sie werden besser. Habe einfach Spaß“. Denn Waffen leveln je mehr ihr sie benutzt. Ich hatte schnell meine Lieblinge und diese schnell verstärkt.

Insgesamt ist Sunset Overdrive kein anspruchsvolles Spiel. Wenn ihr die Steuerung verinnerlicht habt und die ersten dicken Waffen freischaltet sind die Gegner meistens nur Kanonenfutter. Auch wenn ihr mal erledigt werdet sind die Rücksetzpunkte mehr als fair. Eine tolle Respawn-Animation wirft euch direkt wieder ins Geschehen, Frust kommt eigentlich nie auf.

Der Ton macht die Musik

Musikalisch führt Sunset Overdrive den Punk-Look weiter. Treibende Punk-Songs untermalen die Action jederzeit perfekt. Auch wird an Bluteffekten und kreativen Schimpfwörtern nicht gespart. Besonders lobenswert ist die deutsch Synchronisation. Microsoft scheint dem Lokalisierungsstudio viel freie Hand gelassen zu haben und diese haben sich extrem viel Mühe gegeben. Viele neu geschaffenen Begriffe des Spiels wurden einfach im englischen Original belassen. Die weibliche Stimme der Spielfigur ist unglaublich gut gewählt und super sympathisch. Die gute Frau legt so viel Ausdruck und Charakter in die Stimme, dass es eine wahre Freude ist. Die männliche Stimme habe ich nicht großartig beachtet. Es ist allerdings jederzeit im Spiel möglich das Geschlecht und die Hautfarbe zu wechseln und sämtliche Kleidungsstücke sind von beiden Geschlechtern nutzbar, sogar Bärte und Frisuren. Sehr löblich.

Zusammenfassung

  • erfrischend anders
  • schicker Comic-Look, immer flüssig
  • Charakter lässt sich jederzeit anpassen
  • sehr viele abgedrehte Klamotten
  • viele tolle Waffen
  • Witz und Humor
  • tolle Lokalisierung
  • kreative Missionen
  • wiederholendes Missionsdesign
  • machmal etwas zu übertrieben
  • „Videospiel“ als Entschuldigung für Schwachsinn zieht nicht immer

McLustigs Fazit

Sunset Overdrive ist für mich eine große Liebe. Für mich funktioniert das Spiel auf jeder Ebene. Ich mag den Humor, den Look, die Spielmechanik. Lediglich die sich oft wiederholenden Ziele nerven manchmal. Doch in der nächsten Mission drückt das Spiel euch eine neue Waffe in die Hand und der Spaß steht wieder im Vordergrund.

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16. November 2014 | Autor: McLustig